Akkupunktur oder Dry Needling - TC Physio
Ihr Partner für (Sport)-Physiotherapie und MTT!

Akkupunktur oder Dry Needling

Eine kleine Hilfe im Dschungel der Fachbegriffe

Kommt euch folgende Situation bekannt vor? Ein Freund erzählt euch von seiner letzten Akupunkturbehandlung, welche ihm bereits nach kurzer Zeit eine Linderung seiner Nackenschmerzen bescheren konnte. Sein Rat an euch lautet auch gleich «Das wäre doch auch etwas für dich und deine Nackenschmerzen?!». Ihr macht euch sofort auf den Weg zu eurem Physiotherapeuten. Dieser erklärt euch zusätzlich die Technik des sogenannten «Dry-Needlings» (trockenes Nadeln) und wie das Ganze abläuft.

Aber was ist denn nun der Unterschied zwischen Akupunktur und Dry-Needling und welche Effekte können diese beiden Techniken hervorrufen?

Akupunktur

«Akupunktur – Therapeutisches Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Akupunktur ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden der Chinesischen Medizin. Durch das Setzen von dünnen Nadeln an genau definierten Akupunkturpunkten wird eine therapeutische Wirkung auf die Blockaden der Energie erzielt und die Durchgängigkeit der Meridiane wieder hergestellt.» (Kantonsspital St. Gallen 2023).

Die Akupunktur arbeitet nach sogenannten Meridianen oder Leitlinien, welche aus der traditionell chinesischen Medizin (TCM) hervorgehen. Meridiane sind Kanäle durch welche unsere Lebensenergie, das Qi, fliesst. Sie stellen auch eine Verbindung zu unseren Organen, unserer Psyche und zu unseren Körperfunktionen her.

Wird der Funktionskreis eines Meridians gestört, können sich daraus Symptome, leichte Beschwerden oder im späteren Verlauf Krankheiten entwickeln (Tong Tu 2023).

Das Ziel der Akupunktur in der TCM ist es, die Blockade in den einzelnen Meridianen zu lösen. Die Nadel wird oberflächlich in die oberen Hautschichten gesetzt und dort für einen Moment stehen gelassen. Dies soll die Lebensenergie oder das Qi wieder in Gang bringen und Störungen oder Blockaden lösen, damit der Körper wieder in Einklang kommt.

Dry-Needling (trockenes Nadeln)

Bei der Technik des Dry-Needlings wird versucht myofasziale Triggerpunkte mit einer Akupunkturnadel gezielt im Muskel zu treffen. Durch das Setzen der Nadel kommt es zu einer sogenannten Zuckungsantwort, wobei der Muskel kurzzeitig anspannt, anschliessend wieder entspannt und dabei eine Durchblutungsförderung erzielt wird.

Die Technik des Dry-Needlings, welches wir in der TC Physio durchführen, basiert auf dem Unterricht sowie auf den Erkenntnissen von Janet Travell, David G. Simons und weiteren Triggerpunkt- bzw. Dry-Needling-Instruktor:innen (Bösch et al., 5).

Ein myofaszialer Triggerpunkt wird klinisch als Zone innerhalb eines Hartspannstranges in der Skelettmuskulatur bezeichnet. Auf mechanische Stimulation (Druck oder Zug) reagiert diese Zone überempfindlich und sie kann mit lokalen oder übertragenen Schmerzen, Empfindungsveränderungen oder gar vegetativen Phänomenen reagieren (Durchblutungsveränderung, Schweissproduktion, Schwellung, etc.). In diesen Zonen kommt oft eine Minderdurchblutung vor und somit ist dort zu wenig Sauerstoff vorhanden, weshalb solche Muskelfasern nicht mehr richtig entspannen (bzw. dekontrahieren) können (Bösch et al., 9).

Im Bereich des Triggerpunktes besteht ein Sauerstoffmangel, welcher durch das Dry-Needling positiv beeinflusst werden kann, sodass wieder Sauerstoff in die betroffene Region gelangt. Mithilfe des Sauerstoffs kann nun der Muskel wieder entspannen und die bekannten Schmerzen können nachlassen. Die Nadel wird beim Dry-Needling demnach strukturell tiefer in die Muskulatur eingeführt als bei der Akupunktur, da die Triggerpunkte tieferliegend im Muskelgewebe sitzen (Bösch et al., 27).

Ursachen für myofasziale Triggerpunkte

Nun stellt sich die Frage, wie können solche myofaszialen Triggerpunkte überhaupt entstehen und wie können wir die ganze Problematik präventiv entgegenwirken?

Die häufigsten Ursachen findest du in der untenstehenden Tabelle:

Direkte Ursachen

  • Akute Überlastung (z.B. ungewohnt anstrengende Belastungen)
  • Direkte Traumen bzw. Verletzungen
  • Andauernde Muskelkontraktionen (z.B. statische Haltungen am Arbeitsplatz)
  • Lange Immobilität
  • Ungewohnte exzentrische Belastungen (z.B. ungewohnt lange den Berg runterlaufen)

Indirekte Ursachen

  • Weiterlaufende Beschwerden von Gelenken
  • Weiterlaufende Beschwerden von Organen
  • Emotionaler Stress

Direkte Ursachen sind meist Reize, welche direkt auf das betroffene Muskelgewebe wirken. Zum Beispiel wird ein Muskel bei akuten Überbelastungen mehr belastet, als er belastbar ist. Bei direkten Traumata entsteht ein kurzzeitiger mechanischer Reiz auf den Muskel, welcher dann zur Bildung eines Triggerpunktes führen kann, und andauernde Muskelkontraktionen entstehen bei lang gehaltenen gleichbleibenden Positionen, wie es im Arbeitsalltag der Fall sein kann.

Indirekte Ursachen hingegen können ihren Ursprung weiter vom Muskel entfernt haben, also von angrenzenden Gelenken, von Organen oder gar stressbedingt. Bei Verdacht auf eine indirekte Ursache empfiehlt es sich, wenn du mit deinem Arzt oder deinem Physiotherapeuten den jeweiligen Ursachen auf den Grund gehst (Bösch et al., 17).

Evidenzlage des Dry-Needlings

Gemäss aktueller Studienlage ist bei myofaszialen Triggerpunkten eine Kombination aus verschiedenen Therapiemassnahmen indiziert. Das heisst das neben den passiven Techniken (Triggerpunkttherapie, Dry-Needling, etc.) auch aktives Training durchgeführt werden sollen, um langfristig die Funktion des Muskels zu verbessern und Schmerzen zu lindern (Lew, Kim und Nair 2021; Gattie, Cleland und Snodgrass 2017).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Dry-Needling Methode neben anderen Therapiemassnahmen in der Physiotherapie eine weitere Möglichkeit ist, um Schmerzen zu lindern und Funktionen der Muskulatur wiederzuerlangen. Die Methode ersetzt jedoch nicht einen aktiven Muskelaufbau, welcher nach wie vor langfristig das beste Outcome bei muskulären Problematiken bietet. Falls du weitere Fragen zur Dry-Needling Methode hast, melde dich gerne via Mail oder direkt bei unseren Physiotherapeuten in deinem TC vor Ort.

Ich hoffe, dass ich dir die Technik des Dry-Needlings etwas verständlicher machen konnte.

Eure Sina

Physiotherapeutin TC Heerbrugg und Oberriet

Quellen:

Bösch, D., F. Colla, C. Gröbli, L. Gröbli, und R. Weissmann. 2019. Top 30 DN. Winterthur: Myopoint AG.

Gattie, E., J. A. Cleland, und S. Snodgrass. 2017. The effectiveness of trigger point dry needling for musculoskeletal conditions by physical therapists: a systematic review and meta-analysis. Journal of orthopaedic & sports physical therapy 47(3):133-149.

Kantonsspital St. Gallen. 2023. «Traditionelle Chinesische Medizin – Akupunktur und Tuina.» Zugriff September 2023. https://www.kssg.ch/system/files/media_document/2020-05/Einlageblatt_Traditionelle%20Chinesische%20Medizin_A5_2020.pdf.

Lew, J., J. Kim, und P. Nair. 2021. «Comparison of dry needling and trigger point manual therapy in patients with neck and upper back myofascial pain syndrome: a systematic review andmeta-analysis.» Journal of manual & manipulative therapy 29(3):136-146. doi: 10.1080/10669817.2020.1822618.

TongTu. 2023. «Meridiane – das Leitbahnsystem.» Zugriff September 2023. https://www.tcmswiss.ch/tcm-philosophie/meridiane-das-leitbahnsystem/.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner